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The Ithaka Chronicles

    Die Dynamik des Trios

    / THE ITHAKA CHRONICLES aus dem Raum Arbon vereinen ihren sperrigen Sound mit grossen Melodien und zeichnen sich durch scharfsinnige Lyrics und die charakteristische, tiefe Stimme ihres Sängers aus. Soeben erschien ihr fünftes Album V.

    Stellt euch doch bitte kurz vor. Wie lange gibt es eure Band schon und wer ist im LineUp?
    Seit es 2009 los ging, sind wir in diesem dreier LineUp unterwegs. Rechsteiner am Bass, Bräuer am Gesang und den Keys und Sergio hinter dem Schlagzeug. Wir hatten davor ein anderes Projekt zu viert. Damals spielte noch ein Gitarrist mit und als der ausstieg, haben wir uns überlegt, wie es weitergehen könnte. Da wir richtig Bock hatten, haben wir einfach ausprobiert, was passiert, wenn wir einen Neustart zu dritt wagen. Im Nachhinein fühlt sich diese Entscheidung wie eine Befreiung an. Die Dynamik in einem Trio ist einfach unschlagbar. Wie der Stuhl auf drei Beinen – der steht immer fest auf dem Boden.

    Ihr spielt Gitarrenmusik komplett ohne Gitarren. Und das Grossartige ist, man vermisst sie nicht. War das von Anfang an so geplant?
    Geplant war es überhaupt nicht. Am Anfang von THE ITHAKA CHRONICLES hatte Bräuer einen einzigen Synthie, nach und nach hat er dann die Tasten ausgebaut: ein Rhodes ist dazu gekommen und zwei analoge Synthies. Und der Bass läuft heute über diverse Effektgeräte und Verstärker. Jeder von uns musste seine Rolle in der Band neu denken.
    Nach gut einem Jahr haben wir dann bereits das erste Album aufgenommen. Bis heute klingt das für uns noch so richtig frisch, da es aus einer komplett neuen Situation entstand. Ein Trio ohne Gitarre sahen die einen vielleicht als defizitär an. Das war danach aber nie mehr ein Thema.

    Ithaka ist eine griechische Insel. Was hat es mit eurem Namen auf sich?Viele Bands benennen sich ja nach Filmen, Songnamen und sowas. Das haben wir auch gemacht. Nur haben wir uns nach einem eigenen Song benannt: THE ITHAKA CHRONICLES. Der Songtitel schien uns dann auch passend und sperrig genug für unsere Musik. Im Song selbst geht es um die Reise des Odysseus. Ithaka ist seine Heimatinsel.

    Well, I travelled the seven seas, I undid the secrets of ancient greece, I’ve overcome several diseases, still I travel alone.

    Ihr veröffentlicht fleissig Alben. Soeben ist euer fünftes V innerhalb von 9 Jahren erschienen. Wo habt ihr aufgenommen und wie verlief die Arbeit?Aufgenommen haben wir bei Jerome Longhi in Romanshorn. Der Kontakt zu ihm entstand über Bräuer.
    Es ist manchmal schwierig, jemandem zu vermitteln, wie man als Band klingen will. Jerome hat unseren Ansatz auf Anhieb verstanden und somit verlief die Zusammenarbeit absolut reibungslos. Da es nicht viele Vorlagen dieser Art Musik gibt, macht es natürlich auch das Abmischen anspruchsvoll. Wo soll zum Beispiel der Bass im Mix stehen, wenn er auch eine Gitarre abdeckt? Jerome hat das perfekt hinbekommen.
    Wir hatten vor THE ITHAKA CHRONICLES auch schon schlechte Erfahrungen in Studios gemacht. Da das Resultat schlussendlich einfach nicht dem entsprach, was wir uns vorgestellt hatten. Deshalb haben wir unsere ersten vier Alben selber im Proberaum aufgenommen und gemixt. Das hat viel Spass gemacht und wir haben uns weiterentwickelt. Es war immer ein gutes Arbeits-Feeling, in der eigenen Stube aufzunehmen.
    Für das neue Album war es an der Zeit, raus zu gehen und neue Inputs zu sammeln. V hat dadurch wieder einen komplett eigenständigen Sound bekommen.

    Den Song Sharks habt ihr mit einem Video veröffentlicht. Wer sind die besungenen Sharks out there?Sharks ist als Platzhalter für etwas Bedrohliches zu verstehen. Es geht darum, wie man mit solchen Bedrohungen umgeht. Im Song gibt ja jemand Ratschläge wie: Versteck dich! Zähl auf 10! Sei ruhig! Wenn man will, erhält der Song dadurch, wenn auch nicht explizit, eine politische Dimension.
    Im Video haben wir das Thema dann auch optisch aufgegriffen. Das Material besteht aus uralten 8mm Aufnahmen. Die Bänder haben wir auf dem Estrich eines Freundes gefunden – abgespielt, wieder digital aufgenommen und für das Video geschnitten.

    Trotz eures härteren Stils habt ihr ein Faible für grosse Melodien. Welches sind eure Inspirationen?
    Die grossen Melodien kommen bei uns definitiv aus den Achtzigern, die tief in unseren Genen stecken. Bands wie A-ha, Duran Duran, New Model Army, The Cure, Nick Cave oder Leonard Cohen haben uns stark geprägt. Ausserdem waren für uns No Means No, Faith No More und später dann Tomahawk sehr wichtig.

    Die grossen Melodien kommen bei uns definitiv aus den Achtzigern, die tief in unseren Genen stecken.

    Auf eurem dritten Album gibt es einen Song mit dem Namen F.U.G.A.Z.I. Eine Hommage an die DIY-Band aus Washington?
    Der Song ist doppeldeutig zu verstehen. F.U.G.A.Z.I. steht für Fucked Up, Got Ambushed, Zipped In. Eine Bezeichnung aus dem Vietnam-Krieg, die eine aussichtslose Situation beschreibt. Wenn man auf komplett verlorenem Posten steht. Im Text geht es um genau diese Situation – nicht im Krieg aber im Alltag. Natürlich ist es auch eine Referenz an die Band. In Sachen Ästhetik und Ethik sind sie definitiv ein grosser Einfluss.

    Was habt ihr weiter geplant? Wann und wo kann man euch das nächste Mal live sehen?
    Im Herbst spielen wir die nächsten Konzerte. Das erste am 21.9.2019 im Treppenhaus in Rorschach zusammen mit Kolours. Und dann sind wir in Gedanken auch schon wieder am nächsten Album.
    V ist abgehakt.
    VI kann kommen!


    THE ITHAKA CHRONICLES
    Rechsteiner – Bass, Texte, Loop-Station, Backing-Vocals
    Bräuer – Gesang, Keys
    Sergio – Schlagzeug
    Alben: TIC I (2010), TIC II EP (2011), TIC III (2012), TIC IV (2015), TIC V (2019)
    www.theithakachronicles.ch
    The Ithaka Chronicles auf Bandcamp


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